Posi­ti­ons­pa­pier: Kein Schwar­zes Pel­ler­haus neben dem Denk­mal natio­na­ler Bedeutung

Der Geneh­mi­gungs­an­trag für die Sanie­rung des denk­mal­ge­schütz­ten Pel­ler­hau­ses ist bei der Bau­ord­nungs­be­hör­de ein­ge­reicht wor­den. Für die Nut­zung des Gebäu­des als Haus des Spiels sind zusätz­li­che Trep­pen­häu­ser erfor­der­lich. Ein Trep­pen­haus für die bar­rie­re­freie Erschlie­ßung
aller Geschos­se des Archiv­turms wird außen an der jetzt geschlos­se­nen West­wand vor­ge­baut. So kann gleich­zei­tig ein wei­te­rer Zugang zum his­to­ri­schen Kel­ler­ge­wöl­be geschaf­fen werden. 

Das benach­bar­te west­li­che, unbe­bau­te Grund­stück ist zusam­men­hän­gend im Eigen­tum der Stadt und grenzt im Wes­ten an die Tetzel­gas­se an. Nörd­lich davon wur­de 2008 ein Erwei­te­rungs­bau am Johan­nes-Schar­rer-Gym­na­si­um errich­tet. Auf dem Grund­stück befan­den sich bis 1945 das sog. Schwar­ze Pel­ler­haus und zur Tetzel­gas­se der Pest­sta­del. Die­ser wur­de, obwohl die Grund­mau­ern noch stan­den, zur Ver­brei­te­rung der Tetzel­gas­se abge­bro­chen und das Grund­stück damit ent­spre­chend ver­klei­nert. Von 2008 bis vor kur­zem war die Flä­che geprägt durch die Bau­stel­len­ein­rich­tung für die Rekon­struk­ti­on des Pellerhofes. 

Wir leh­nen eine Rekon­struk­ti­on des Schwar­zen Pel­ler­hau­ses aus fol­gen­den Grün­den ab:

  1. Das städ­te­bau­li­che Quar­tier ist geprägt durch Ein­rich­tun­gen der Kul­tur und Bil­dung. Die­se Funk­tio­nen sind vor­dring­lich für die bür­ger­li­che Gesell­schaft von Bedeu­tung. Des­halb ist das Grund­stück als Poten­zi­al für öffent­li­che, bür­ger­schaft­li­che Nut­zun­gen zu sehen. 
  2. Eine Bebau­ung des gesam­ten Grund­stü­ckes (Schwar­zes Pel­ler­haus und Pest­sta­del), macht nur dann Sinn, wenn der ent­spre­chen­de Bedarf einer öffent­li­chen Nut­zung gege­ben ist. Chan­cen für künf­ti­ge Genera­tio­nen sind offen zu halten. 
  3. Es besteht kein Bedarf für ein pri­vat genutz­tes Wohn- und Geschäfts­haus an die­ser Stel­le, wohl aber für einer Grün­flä­che. Lang­fris­tig ist auf dem Grund­stück eine funk­tio­na­le Ergän­zung des Haus des Spiels mit öffent­li­chen Nut­zun­gen denk­bar. Dies wür­de durch ein pri­va­tes Gebäu­de ver­hin­dert.
  4. Für die Sanie­rung und Nut­zung des Pel­ler­hau­ses ist zur Erschlie­ßung aller Geschos­se ein­schließ­lich Kel­ler ein funk­tio­nal not­wen­di­ges Trep­pen­haus zwin­gend erfor­der­lich, aber kei­ne Umbau­ung des­sen. Die Kos­ten für das Trep­pen­haus sind in den kal­ku­lier­ten Bau­kos­ten ent­hal­ten und ent­spre­chen etwa 3–4% der Gesamtsumme. 
  5. Kei­ne Zer­stö­rung von öffent­li­chem Grün: Die Nut­zung als Pocket­Park ist mit weni­gen, ein­fa­chen Mit­teln mög­lich. Wich­tig ist aber eine Gesamt­pla­nung für eine attrak­ti­ve­re Gestal­tung und Nut­zung des Egi­di­en­plat­zes, die nach erfolg­ter Sanie­rung des Hauses des Spiels geklärt sein muss. Dem Kli­ma­schutz ist dabei Rech­nung zu tragen.
  6. Eine Bebau­ung auf dem Grund­stück neben dem Pel­ler­haus muss von allen Sei­ten betrach­tet wer­den und kann sich räum­lich nicht auf eine Fron­tal­an­sicht der Süd­sei­te beschrän­ken. In der Alt­stadt ist außer­dem grund­sätz­lich die Dach­si­tua­ti­on in die räum­li­che Betrach­tung einzubeziehen.
  7. Durch das Her­aus­lö­sen des Pro­jek­tes Schwar­zes Pel­ler­haus aus dem zusam­men­hän­gen­den städ­ti­schen Grund­stück wird eine Gesamt­lö­sung für das Grund­stück ver­hin­dert. Eine Bedarfs­pla­nung Grün ist für den gesam­ten Egi­dien­berg im Zusam­men­hang wichtig.
  8. Die städ­te­bau­li­chen Zie­le der ursprüng­li­chen Gesamt­pla­nung des Egi­di­en­platz-Wett­be­werbs von 1953 und das Mot­to des Wie­der­auf­baus „das ech­te Neue neben das ech­te Alte zu set­zen“ sind immer noch vor­bild­lich und zukunftsfähig.
  9. Die hoch­wer­ti­ge Archi­tek­tur des Nach­kriegs-Pel­ler­hau­ses und des­sen aner­kann­te Wert­schät­zung als Denk­mal natio­na­ler Bedeu­tung erfor­dern eine qua­li­täts­vol­le und sen­si­ble Beant­wor­tung der städ­te­bau­li­chen Fragen. 

Wir for­dern die Stadt Nürn­berg auf, sich die­ses sen­si­blen Stadt­raums bewusst zu werden. 
Zukünf­ti­ge Ent­wick­lun­gen für alle Bür­ger dür­fen nicht durch vor­der­grün­dig ein­fach erschei­nen­de pri­va­te Lösun­gen ver­baut wer­den. Das Mot­to des Wie­der­auf­baus das ech­te Neue neben das ech­te Alte zu set­zen hat heu­te noch Gül­tig­keit. Das ech­te Alte ist heu­te nach 75 Jah­ren ein hoch­wer­ti­ges Denk­mal natio­na­ler Bedeu­tung, das einen respekt­vol­len Umgang verdient.

Posi­ti­ons­pa­pier Schwar­zes Pel­ler­haus, 2021 (PDF)

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