von Brigitte Sesselmann | 04.10.2021 | Positionen und Planungen, Pressemitteilungen
Der Genehmigungsantrag für die Sanierung des denkmalgeschützten Pellerhauses ist bei der Bauordnungsbehörde eingereicht worden. Für die Nutzung des Gebäudes als Haus des Spiels sind zusätzliche Treppenhäuser erforderlich. Ein Treppenhaus für die barrierefreie Erschließung
aller Geschosse des Archivturms wird außen an der jetzt geschlossenen Westwand vorgebaut. So kann gleichzeitig ein weiterer Zugang zum historischen Kellergewölbe geschaffen werden.
Das benachbarte westliche, unbebaute Grundstück ist zusammenhängend im Eigentum der Stadt und grenzt im Westen an die Tetzelgasse an. Nördlich davon wurde 2008 ein Erweiterungsbau am Johannes-Scharrer-Gymnasium errichtet. Auf dem Grundstück befanden sich bis 1945 das sog. Schwarze Pellerhaus und zur Tetzelgasse der Peststadel. Dieser wurde, obwohl die Grundmauern noch standen, zur Verbreiterung der Tetzelgasse abgebrochen und das Grundstück damit entsprechend verkleinert. Von 2008 bis vor kurzem war die Fläche geprägt durch die Baustelleneinrichtung für die Rekonstruktion des Pellerhofes.
Wir lehnen eine Rekonstruktion des Schwarzen Pellerhauses aus folgenden Gründen ab:
- Das städtebauliche Quartier ist geprägt durch Einrichtungen der Kultur und Bildung. Diese Funktionen sind vordringlich für die bürgerliche Gesellschaft von Bedeutung. Deshalb ist das Grundstück als Potenzial für öffentliche, bürgerschaftliche Nutzungen zu sehen.
- Eine Bebauung des gesamten Grundstückes (Schwarzes Pellerhaus und Peststadel), macht nur dann Sinn, wenn der entsprechende Bedarf einer öffentlichen Nutzung gegeben ist. Chancen für künftige Generationen sind offen zu halten.
- Es besteht kein Bedarf für ein privat genutztes Wohn- und Geschäftshaus an dieser Stelle, wohl aber für einer Grünfläche. Langfristig ist auf dem Grundstück eine funktionale Ergänzung des Haus des Spiels mit öffentlichen Nutzungen denkbar. Dies würde durch ein privates Gebäude verhindert.
- Für die Sanierung und Nutzung des Pellerhauses ist zur Erschließung aller Geschosse einschließlich Keller ein funktional notwendiges Treppenhaus zwingend erforderlich, aber keine Umbauung dessen. Die Kosten für das Treppenhaus sind in den kalkulierten Baukosten enthalten und entsprechen etwa 3–4% der Gesamtsumme.
- Keine Zerstörung von öffentlichem Grün: Die Nutzung als PocketPark ist mit wenigen, einfachen Mitteln möglich. Wichtig ist aber eine Gesamtplanung für eine attraktivere Gestaltung und Nutzung des Egidienplatzes, die nach erfolgter Sanierung des Hauses des Spiels geklärt sein muss. Dem Klimaschutz ist dabei Rechnung zu tragen.
- Eine Bebauung auf dem Grundstück neben dem Pellerhaus muss von allen Seiten betrachtet werden und kann sich räumlich nicht auf eine Frontalansicht der Südseite beschränken. In der Altstadt ist außerdem grundsätzlich die Dachsituation in die räumliche Betrachtung einzubeziehen.
- Durch das Herauslösen des Projektes Schwarzes Pellerhaus aus dem zusammenhängenden städtischen Grundstück wird eine Gesamtlösung für das Grundstück verhindert. Eine Bedarfsplanung Grün ist für den gesamten Egidienberg im Zusammenhang wichtig.
- Die städtebaulichen Ziele der ursprünglichen Gesamtplanung des Egidienplatz-Wettbewerbs von 1953 und das Motto des Wiederaufbaus „das echte Neue neben das echte Alte zu setzen“ sind immer noch vorbildlich und zukunftsfähig.
- Die hochwertige Architektur des Nachkriegs-Pellerhauses und dessen anerkannte Wertschätzung als Denkmal nationaler Bedeutung erfordern eine qualitätsvolle und sensible Beantwortung der städtebaulichen Fragen.
Wir fordern die Stadt Nürnberg auf, sich dieses sensiblen Stadtraums bewusst zu werden.
Zukünftige Entwicklungen für alle Bürger dürfen nicht durch vordergründig einfach erscheinende private Lösungen verbaut werden. Das Motto des Wiederaufbaus „das echte Neue neben das echte Alte zu setzen“ hat heute noch Gültigkeit. Das echte Alte ist heute nach 75 Jahren ein hochwertiges Denkmal nationaler Bedeutung, das einen respektvollen Umgang verdient.
Positionspapier Schwarzes Pellerhaus, 2021 (PDF)
von Brigitte Sesselmann | 19.07.2021 | Pressemitteilungen
Für die künftige Nutzung des Obergeschosses Im Archivbau des Pellerhauses ist ein neues Treppenhaus mit Aufzug erforderlich. Die Planungen des Architekturbüros Rechenauer Bloß Architekten, München stehen. Sein Planungsauftrag war der Anbau des Treppenhauses. Die Stadt Nürnberg will nun das Grundstück in Erbpacht an den Altstadtfreunde eV vergeben, für einen Neubau mit rekonstruierter Fassade (und Dach) des im Krieg zerstörten Schwarzen Pellerhauses. Das Treppenhaus soll umbaut werden und sowohl dem HAUS DES SPIELS als auch den neu geplanten privaten Wohn- und Büroräumen dienen. Wir sehen darin eine erhebliche Fehlentwicklung für den Egidienplatz und das noch angrenzende freie Grundstück zur Tetzelgasse und eine Abwertung des Pellerhauses der Nachkriegszeit.
von Brigitte Sesselmann | 06.04.2021 | Pressemitteilungen
OFFENER BRIEF zur Entwicklung am Egidienberg und dem HAUS DES SPIELS
1. Wir erinnern: Bei unserem „Kandidaten-Frühstück“ im Vorfeld der OB-Wahlen im letzten Jahr sicherte der damalige CSU-Kandidat Marcus König dem anwesenden Publikum einen pfleglichen Umgang mit der Stadt und ihrer Gestaltung zu. Die Wiederaufbauleistungen Nürnbergs werden bis heute zu wenig wertgeschätzt, was von allen Kandidaten damals erkannt wurde.
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von Brigitte Sesselmann | 04.04.2021 | Pressemitteilungen
ProPellerhaus nennt sich eine Initiative, die am 25.02.2019 Mitglieder von Architekten- und Ingenieur- Verbänden, Bauinitiativen, Vereinen, der TH Nürnberg und Denkmalschützer gegründet haben. Ziel von ProPellerhaus ist der Schutz des nach dem Krieg von den Architekten Fritz und Walter Mayer konzipierten Baus am Egidienberg, der jahrzehntelang Stadt- und Uni-Bibliothek sowie das Stadtarchiv beherbergte. Die Architektur des Gebäudes gehört zu den herausragenden Beispielen des Wiederaufbaus in Nürnberg und steht als solche unter Denkmalschutz. Einige Freunde der Altstadt wollen die stadtbildprägende Fassade abreißen und durch die Kopie des historischen Pellerhauses von Anfang des 17. Jahrhunderts ersetzen. Die Initiative ProPellerhaus wendet sich strikt gegen diese Absicht.
- Das historische Pellerhaus fiel nicht – wie angesichts der Debatte der Eindruck entstehen könnte — dem Wiederaufbau, sondern den Bomben des II. Weltkriegs zum Opfer, womit das ursprüngliche Denkmal unwiederbringlich zerstört wurde.
- Der Wiederaufbau der unmittelbaren Nachkriegszeit war in Nürnberg nicht das Ergebnis zufälliger Einzelentscheidungen, sondern beruhte auf einer wohldurchdachten Gesamtkonzeption. Die Architekten Buff, Hirschmann, Kröck, Kühnlein, Leonhardt, Mayer, Reichel, Ruf, Schlegtendal, Schmeißner, Schwemmer, Seiler und Seegy bildeten bereits 1948 einen Baukunstbeirat, der als Kuratorium für den Wiederaufbau fungierte.
- Leitmotiv für den Wiederaufbau der Altstadt war, auf der Grundlage des historischen Stadtgrundrisses neben das echte Alte qualitätvolles Neues zu setzen: „Nichts wäre schlimmer als in die Reihe der echten historischen Bauten Kopien einzuschmuggeln.“ (Stadtbaurat Heinz Schmeißner, 1950)
- Die Architektur des heutigen Pellerhauses am Egidienberg ist ein herausragendes Beispiel für den Wiederaufbau. Nach über 60 Jahren ist das Gebäude inzwischen selbst ein geschütztes Baudenkmal. Es ist ein Unding, ein bestehendes Baudenkmal durch die Kopie eines anderen Baudenkmals ersetzen zu wollen. „Sein Abriß wäre Rechtsbruch.“ (Kulturreferentin Julia Lehner, NN 17.01.2019)
- (Bau-)Geschichte ist kein Fertighaus-Katalog, aus dem man sich heraussuchen kann, was gerade gefällt. Geschichte ist ein komplexes Geflecht gesellschaftlichen Lebens, zu dem auch der Erinnerungswert der Menschen gehört. Für uns Heutige steht die markante Bogen-Architektur des Pellerhauses für prägende Bildungserlebnisse während der Schul- und Studienjahre. Ein Abriß würde die Erfahrungswelten zweier Generationen mit Füßen treten.
- Architektur ist Heimat. Eine Stadt ist mehr als nur die Ansammlung mehr oder minder pittoresker Fassaden. Häuser sind Im-Mobilien, die man — anders als in Anker-Steinbaukasten oder Architektur 3D- Programm — nicht nach Belieben austauschen kann.
In diesem Sinne setzt sich die Initiative ProPellerhaus für den ungeschmälerten Erhalt des Pellerhauses ein. Die Architektur von Fritz und Walther Mayer in seiner jetzigen Form zu bewahren und wertzuschätzen hat auch etwas mit Respekt vor den Planern und Entscheidungsträgern des Wiederaufbaus zu tun. Dazu gehört auch eine der Würde der Platzbebauung entsprechende Gestaltung des gesamten Egidienberges.
Aus: Chronologie der Wiederaufbauplanung für die Nürnberger Altstadt (2007)
Die selbst formulierten Vorgaben der Planer fasste 1950 Heinz Schmeißner (1905 — 1997), als Stadtbaurat federführend am Wiederaufbau Nürnbergs beteiligt, prägnant zusammen: „Es dürfte jedem Einsichtigen klar sein, dass die Nürnberger Altstadt nicht in einem Allerweltsstil wieder aufgebaut werden kann, vor allem, dass kein Anlass dazu vorhanden ist, den alten Stadtgrundriss aufzugeben. (…)
Eine völlig falsche Auslegung der Traditionsverpflichtungen wäre jedoch der Versuch, einzelne Gebäude oder Straßenteile als Kopien des früheren Bestandes wiederaufzubauen; es würde dem Geist von Alt-Nürnberg in jeder Weise widersprechen, wenn man die einmaligen, verloren gegangenen Meisterwerke der Baukunst durch Surrogate ersetzen wollte! Die erhalten gebliebenen Baudenkmale zu pflegen und die noch ergänzungsfähigen Ruinen wiederaufzubauen, ist eine verpflichtende Aufgabe für die Stadt; darüber hinaus ergeben sich für die Gestaltung der Neubauten in der Altstadt besondere Forderungen hinsichtlich des Maßstabes und des Materials, um die notwendige Synthese zwischen erhaltenem Alten und dem Neuen zu finden. Die historischen Bauten sind dabei wie kostbare Edelsteine einer Kette in eine zurückhaltende Fassung neuer Bauten einzufügen; aber nichts wäre schlimmer, als in die Reihe der echten historischen Bauten Kopien einzuschmuggeln, die auch bei raffiniertester ‚Echtmachung’ stets nur Peinliches an sich haben.“
Nürnberg, 07.03.2019
Brigitte Sesselmann, Architektin BDA und Sprecherin der Initiative ProPellerhaus mit Gerhard Liedtke, Pressearbeit
von Brigitte Sesselmann | 05.12.2017 | Pressemitteilungen
In der Reihe “Positionsbestimmung PeIlerhaus” informierte der BDA Kreisverband Nürnberg, Mittel- Oberfranken zusammen mit der Baulust e.V. in drei Veranstaltungen über die Geschichte und den Stellenwert des historischen PeIlerhauses, den Wiederaufbau des Gebäudes, die Qualitäten der Nachkriegsarchitektur, über mögliche und geplante Nutzungen, aber auch über die Fragestellung einer Rekonstruktion der historischen PeIlerhausfassade. Auch der Egidienberg als umgebender Stadtbaustein, war Teil dieser Veranstaltungsreihe.
http://nuernberg-mittelfranken-oberfranken.bda-bayern.de/2017/12/positionsbestimmung-pellerhaus-eine-zusammenfassung/
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